Abenteuer im Marktsegment

Unser Leben wird vom Markt geprägt.

Von jener mysteriösen Macht, die unsere kapitalistisch genannte Gesellschaftsordnung beherrscht. Ständig werden wir neuen Offerten ausgesetzt, die uns vom Glück, vom wachsenden Wohlstand, einer hervorgehobenen Stellung oder einfach nur von einem guten Gefühl erzählen, das wir nur dann erreichen können, wenn wir das richtige Produkt jetzt und nicht viel später kaufen.

Marketingexperten sortieren uns nach Überschriften sogenannter Zielgruppen. Auch ich gehöre ganz sicher einer Vielzahl von Zielgruppen an. Man hat mich nie gefragt und wird mich wohl auch nie fragen. Das wäre ja auch immer schöner, wenn der konsumierende Marktteilnehmer selbst über seine Gruppenzugehörigkeit bestimmen könnte oder gar würde, wenn er bei Nichtgefallen seine ihn umgebende Systematik sprengen dürfte.

Obwohl ich den Verkündern der Marktreligion nicht folgen mag, muss ich dennoch in ihrem Einflussbereich leben, darf mich nur manchmal ein kleines Stück weit emanzipieren und von meiner Einsamkeit in der Zielgruppe berichten. Meine Abenteuer im Marktsegment sind so oder so ähnlich tatsächlich geschehen.

Des dekorierten Pudels Kern – Ein fragwürdiges Rabattangebot

Es war Freitagnachmittag. Endlich Wochenende, das Wetter mies und man möchte nur noch in sein kuscheliges Heim. So ging es auch mir. Eben einen kleinen Umweg durch die Stadt und ein paar Besorgungen gemacht, Bier und Chips – nachher war Fußball angesagt – was die Vorfreude auf die Kuscheligkeit enorm steigerte. Da sah ich ein Schild im Fenster einer dieser Drogerien, in die ich mich höchstens kurz vor Weihnachten wage, wenn es wieder um ein paar Notgeschenke für weibliche Verwandte oder ein Rasierwasser für Opa geht. Weiterlesen

Die Hose – Kinder, kennt Ihr noch Warenhäuser?

Ich gehöre zu jener klassischen Spezies Mann, für die der Einkauf von Textilien eher ein lästiges, wenn auch manchmal notwendiges, Vorhaben ist. Bei Tonträgern oder Gerätschaften der Unterhaltungselektronik könnte ich dem Einkauf viel eher den Rang eines Shoppingevents zusprechen. Eine Hose kaufe ich mir, wenn ich wirklich eine neue brauche. Und zu diesem Zweck gab es einst Warenhäuser, die recht zutreffend und erfolgreich mit „tausendfach, alles unter einem Dach“ um mich warben. Das ist Vergangenheit. Warum nur? Weiterlesen

Ob die Haut ermüdet? – Zwischen Fußball ist Kosmetik

Seit es das Fernsehen und spätestens seit es die Champions League gibt, werden zweigeschlechtliche Partnerschaften immer wieder vor harte Proben gestellt. Und nachdem die gestiegene Empfangsgerätedichte pro Haushalt die Pflicht zum Mitschauen obsolet machen konnte, erreichen heutzutage ganz neue Fragestellungen die deutschen Wohnstuben. Weiterlesen

Das Institut – Gedanken nach einem Spaziergang entlang einer 1b-Lage

Meistens schließen Läden. 1b-Lagen sind schwer zu vermieten. Doch manchmal werden auch neue Geschäfte eröffnet. Und eben ging ich ein paar Karrees von meiner Wohnung entfernt an einem solchen frisch eröffneten Laden vorbei. Seine Schaufenstergestaltung suggerierte mir eine Branche, die sich irgendwo im Viereck Lohnsteuerhilfeverein / Zahnarztpraxis / Kontaktlinsenvermittler / Nagelstudio befand. Weiterlesen

Gelbe Karrees auf Bahnsteigen – Beobachtungen eines Nichtrauchers

Seit dem 1. Mai 2013 ist die verschärfte Version des ehemals scharfen und dann wieder verwässerten Rauchverbots in Kneipen Wirklichkeit geworden. Was in zahlreichen exotischen Kulturen wie Irland oder Bayern längst Routine ist, lässt nun eine große Zahl abhängiger Raucher über eine typisch deutschen Bevormundung im Regulierungswahn schimpfen. Wir Nichraucher haben zwar viel Zeit, aber die Proteste werden in wenigen Monaten verhallen. Meine Motivation zum Kneipenbesuch ist jedenfalls stark gestiegen und ich denke, dass das oft herbeizitierte Kneipensterben auch mit dem alten Raucherschutz längst Realität war. – Ich erinnere mich gerne daran, wie ich bereits im Jahr 2008 das Thema unter dem Titel Gelbe Karrees auf Bahnsteigen“ aus dem Blickwinkel meiner täglichen Bahnfahrten beackerte. Aktualität hält ganz schön lange. Weiterlesen

Der Spacko

Auch der ehrwürdige Duden unterliegt dem Markt. Die Sprache ist ein Markt der Worte. Es gibt Moden, es gibt Produkte (Worte) die verschwinden und andere, die erfunden, erneuert und umgedeutet werden, oder einfach aus dem Nichts auftauchen und doch in aller Munde sind. So hat es in diesem Jahr 2013 endlich auch der Spacko geschafft, in den Adelsrang eines offiziellen Wortes der deutschen Sprache zu gelangen. Eine dankenswerte Entscheidung der Duden-Redaktion, wenngleich etwas mehr Beschäftigung mit der allgemeinen Wortverwendung nicht verkehrt gewesen wäre. Weiterlesen

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