Wen interessiert die Olympiade in Sotschi?

von Dirk Jürgensen ...
Eishockey

„Höchstens Eishockey gucke ich mir an. Aber sind die Deutschen überhaupt dabei?“
Foto: ©Dirk Jürgensen

Der mediale Hype um eine Olympiade voller Nischensportarten läuft heiß. Satte 740 Stunden wollen ARD und ZDF live aus dem subtropischen Sotschi und den etwas kühleren Bergen der weiteren Umgebung berichten. Mehr als je zuvor anlässlich von Winterspielen. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, dass es sich um vergebene Liebesmüh, um rücksichtslose Verschwendung von Werbegeldern und Rundfunkgebühren handelt. Ich vermute auch, dass es eine verschwindend kleine Minderheit sein wird, die nur einen Bruchteil dieses Sendemarathons hinter sich bringen mag. Stehe ich mit meiner Ansicht allein im ewigen Herbst des Winters 2013/2014? Um zu prüfen, ob die „Putiniade“ wirklich ein mediales Desaster werden könnte oder ob der Brutalkapitalismus Russlands sein hübsches Gesicht zu zeigen imstande ist, habe ich eine kleine und daher nicht repräsentative Umfrage gestartet und dabei solche Antworten geerntet:„Nö, Sommerolympiade geht noch, aber die im Winter interessiert mich nicht.“

„Meine Frau will immer Eiskunstlaufen angucken, weil man sich so herrlich über die Schiebung bei der Punktevergabe aufregen kann. Ich habe im Keller einen Zweitfernseher.“

„Vielleicht Eisstockschießen oder Curling, wie das jetzt heißt. Das ist so komisch, wenn die mit den Besen das Eis fegen und irgendwie diesen Quatsch so wichtig nehmen.“

„Ohne Fußball ist Sport öde. Bundesliga und Zweite Liga sind wichtiger. Läuft ja zum Glück weiter.“

„Ich hoffe ja noch immer darauf, dass sich ein paar Sportlerinnen und Sportler bei der Siegerehrung die Regenbogenfahne ans Trikot heften. Aber vermutlich sind alle zu feige“

„Das sind alles Sportarten, die sonst auch kaum jemanden interessieren. Warum sollte das ausgerechnet zur Olympiade anders sein?“

„Nein, die Zeiten von ‚Wo ist Behle‘ und ‚Sie standen an den Hängen und Pisten/pissten‘ sind längst passé.“

„Höchstens Eishockey gucke ich mir an. Aber sind die Deutschen überhaupt dabei?“

Das klingt recht eindeutig. Auch ich würde mich freuen, wenn „unsere“ Athletinnen und Sportler ihre Solidarität mit ihren schwulen und lesbischen Kolleginnen und Kollegen bekundeten. Es wäre kaum vorstellbar, dass Putin sie nach dem Wettkampf verhaften ließe. Andere haben nicht diese Möglichkeiten der gefahrlosen Meinungsäußerung. Der folgende Ärger mit dem eigenen Verband dürfte zu ertragen sein.

Die Diskussion sollte nun eröffnet sein.

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