Isabell Bogdan – Laufen
von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...
Von einem Tag auf den anderen ist alles anders. Der Lebensgefährte nimmt sich das Leben und da sie nicht verheiratet sind, wird ihr neben dem Partner auch das genommen, das sie an ihn erinnern kann. Das Umfeld, in dem sie gemeinsam lebten, die irdischen Güter, die sie miteinander teilten, denn darauf haben die Verwandten mehr Anrecht als sie. Die Verbindung wird brutal gekappt und ihr vor Augen geführt, dass sie allein, auf sich gestellt bleibt. Aber wie stehen? Wie sich bewegen, wenn der Boden fehlt? Denn der Boden unter den Füßen rutscht und so scheint es nur folgerichtig, dass sie ihn sich zurückerobert, indem sie zu laufen beginnt.
Es ist ein Weglaufen vor der Fassungslosigkeit und Trauer, vor der Wut, die sie empfindet, weil sie von einem auf den anderen Tag nicht mehr zu ihm gehört. Es ist ein auf Erkenntnis zulaufen. Sie erkämpft sich täglich jeden Meter und fühlt geistig, wie körperlich, dass ihre Kraft wächst. Sie lässt beim Laufen ihren Gedanken freien Lauf, stellt sich die Frage nach dem Warum. Wieso hat ihr Geliebter den Freitod gewählt? Inwieweit hätte sie es verhindern können? Wie kann sie, belastet mit dieser Erfahrung wieder ins Leben zurückfinden? Sie schafft es und hat selbst den allergrößten Anteil daran.
Lesempfehlung.
© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.
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