Gotteskrieger? Nichts für mich.
Also, Gott, wie ist das jetzt mit Deiner Macht?
von Dirk Jürgensen …
Wenn ein Gott von mir verlangte, seine Drecksarbeit zu übernehmen, indem ich Ungläubige töten oder versklaven sollte, um seine Herrschaft zu manifestieren oder sein beleidigtes Ego zu verteidigen, würde ich mich sofort vom Glauben an seine Göttlichkeit lossprechen.
Wer ein Gott ist, der muss nichts delegieren, der kann mir und dem Rest der Menschheit seine göttliche Macht gefälligst persönlich glaubhaft demonstrieren. Er könnte zum Beispiel den, wie seine Jünger immer wieder vorgeben, von ihm geschaffenen Menschen in ein friedfertiges, in ein freies und tolerantes Wesen verwandeln. Er müsste ihm beibringen können, vernünftig und in Gerechtigkeit mit seinen Artgenossen zusammen zu leben und es wäre ihm aufgrund seiner Einzigartigkeit, seiner Güte und Souveränität gar nicht so wichtig, dass an ihn geglaubt wird. Was könnte ihn der menschliche Zweifel kratzen? Da stünde ein echter Gott drüber. Soviel Selbstbewusstsein müsste er doch besitzen; als Gott müsste er das wirklich hinbekommen. Er müsste es schaffen, aus Glauben Wissen zu machen, jene beiden Worte, deren Verwechslung die Religionen so gerne im Sinne ihrer gepachteten Wahrheit zelebrieren. Und wenn nicht, ja, was ist er dann anderes als ein Schaumschläger, an den zu glauben reine Verschwendung ist? Für ihn würde ich meine Hände nicht schmutzig machen und meine humanistischen Werte verraten.
Also, Gott, wie ist das jetzt mit Deiner Macht? Gehst Du jetzt endlich mal gegen die Mörder vor, die in Deinem Namen ihren Mist verzapfen und von Weltherrschaft träumen? Und vergiss dabei nicht all die Nazis und andere idiotischen Verbrecher und verbrecherische Idioten, die Deine ganze Schöpfung versauen.
Wie wäre es also jetzt endlich einmal mit einem Gottesbeweis, mit einem klaren Nachweis, dass Du gar keine Reservierungen für ein Paradies entgegen nimmst, dass die Sache mit den 40 Jungfrauen ein Einfall von Menschen ist?
Viel Zeit gebe ich Dir dazu nicht mehr, denn Du hast schonzu lange gewartet und ich fürchte, wir Menschen müssen den Mist ohne göttliche Hilfe wieder in die Reihe kriegen. Irgendwie.
Beten wird aufgrund der weiter zu erwartenden göttlichen Passivität wenig helfen. Gebete mögen dem Einzelnen vielleicht Trost schenken, ihn beruhigen. Der Nutzen ist allgemein allerdings gering, wenn man bedenkt, dass auch die religiös motivierten Terroristen vor ihrer Tat – wenn sie noch leben sollten, auch danach – beten. Lebensfreude hingegen, ist das, was den religiösen oder nationalistischen Fanatikern dieser Welt abgeht – und ihrer Ideologie schadet. So gehören Lebensfreude und Humor, jene wirklichen Beweise des Menschseins, unbedingt im Kampf gegen die Angst, die Dummheit, den Terror, den Faschismus, den Nationalismus und den religiösem Fundamentalismus jeder Couleur dazu. Aber das ist unser Problem.
Sicher wird es auch nach dem hoffentlich irgendwann gewonnenen Kampf immer wieder Menschen geben, die sich von einem Gott oder von ihren Überzeugungen verpflichtet fühlen, die Drecksarbeit zu erledigen. Ob es ein Anders Brevik oder die ISIS-Fanatiker in Paris sind, sie alle glauben und glauben zu wissen im Guten und im Dienste einer besseren Welt eine Drecksarbeit erledigt zu haben. Vermutlich helfen Medikamente in diesen Fällen mehr als jede Überzeugungsarbeit, aber für alle nicht so pathologischen Fälle hilft es, früh genug über die Frage nachzudenken, ob ein gerechter oder auch zorniger Gott, nicht auch ohne sie zurechtkommen kann und ein echter Gott keine Missionare braucht.