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Stefanie H. Martin, Die Liebenden von Bloomsbury – Band 2 – Vanessa Bell und die Bloomsbury-Group

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Im Nachwort des Buches „Die Liebenden von Bloomsbury – Vanessa“ über die Malerin Vanessa Bell verrät uns Stefanie H. Martin (Stefanie Hohn), dass es sehr wenig Quellen über diese faszinierende Frau gibt. Sie wurde im Laufe der Lektüre für mich zur eigentlichen Entdeckung aus der Trilogie um die Bloomsbury Group, zumal dieser zweite Band brillant komponiert ist.

Stefanie H. Martin, Die Liebenden von Bloomsbury – Band 2

Während ihre Schwester, Virginia Woolf, es als Schriftstellerin zu Weltruhm brachte, blieb ihr Dasein, obschon eine talentierte, schaffensreiche Malerin und facettenreiche Frau, im Schatten ihrer Lebensgefährten verborgen. Zu vermuten ist, dass ihr freizügiger Lebensstil ihr einen Makel verlieh, den eine patriarchal geprägte Gesellschaft bis hinein in unsere Zeit selten gelten lässt. Darüber hinaus gehörte Vanessa Bell nicht zu den KünstlerInnen, die viel Material über das eigene Leben hinterlassen haben. Einiges lässt sich ihren Briefen entnehmen, anderes den Schilderungen ihrer Schwester, es gibt ein paar spärliche Aufzeichnungen aus ihrer Feder (Sketches in Ink and Pen), außerdem gibt es eine Biographie von Frances Spalding.

Während über Virginia Woolfs Missbrauch in der Kindheit einiges an die Oberfläche drang, weiß man wenig darüber, wie es Vanessa erging. Stefanies Roman füllt diese Lücke. Sie führt aus, dass es auch Vanessa sehr wahrscheinlich ähnlich erging, wie ihrer Schwester. Sie heiratet ein anderes Mitglied aus dem Kreis der Bloomsburys, Clive Bell, mit dem sie zwei Kinder hat. Doch die Ehe ist nicht glücklich und so wenden sich beide Ehepartner anderen Menschen zu. Vanessa genießt die Zweisamkeit mit dem Maler Roger Fry und lebt nach Ende dieser Beziehung mit dem Künstler Duncan Gray zusammen. Dessen Vorliebe gilt allerdings Männern, was dem Zusammenleben der beiden aber keinen Abbruch tut. Vanessa nimmt Duncans Verhältnisse hin und leidet gelegentlich darunter, eine unter Vielen zu sein. Aus der Beziehung wird es einige Zeit später allerdings ein Kind, Angelica, geben, das Clive Bell auf Bitte von Vanessa als seines akzeptiert, um einen Skandal zu vermeiden.

Ohne Vanessa Bells Initiative und die ihres Bruders Toby hätte es die Bloomsbury Group wohl nie gegeben. Ohne ihr künstlerisches Tun möglicherweise manch Bild der anderen Künstler ihres Kreises nicht. Sie ist mindestens als gleichwertig anzusehen und doch gab es gerade mal eine Einzelausstellung mit ihren Werken. Angeblich tat sie sich bei der Entwicklung ihrer Bilder schwerer, als ihre Kollegen. Ich bin jedoch der Ansicht, dass jede Künstlerin, jeder Künstler seine oder ihre eigene Art hat, zu malen und sich auszudrücken. Das gilt sowohl für die Art des Erfassens und Skizzierens wie für die Umsetzung. Vanessa mag sich an anderen Malern gemessen haben.

In einer Zeit, in der gerade mal das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, weibliche Studenten kaum Zugang zu Universitäten hatten und weniger Rechte als Männer, hat sie, trotz der widrigen Umstände, vieles bewegt, Initiative, Stärke und herausragendes Talent gezeigt, das leider viel zu wenig gewürdigt wurde. Erfreulich ist zumindest, dass es einige Bildbände mit Abbildungen ihrer Kunstwerke gibt.

Neben Vanessa kommt in diesem Band Virginia wieder zu Wort, die gemeinsam mit ihrem Mann die Hogarth Press betreibt und zwischen Erfolgen, gesellschaftlichen Entwicklungen und Selbstzweifeln zerrieben wird.

Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen, eine echte Steigerung zum bereits sehr guten ersten Band. Lesen!

Stefanie H. Martin, Die Liebenden von Bloomsbury – Band 1

Mehr über Stefanie Hohn aka Stefanie H. Martin unter www.zeilenraum.de

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

Für alle hier besprochenen Bücher gilt: Unterstützt möglichst den lokalen Buchhandel!

Weitere Kurzrezensionen




Stefanie H. Martin – Die Liebenden von Bloomsbury – Band 1, Virginia und die neue Zeit

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

So entsteht ein Leseprojekt! Beim letzten stand Susan Sontag auf dem Plan. Diesmal sind es, Dank sei Stefanie Hohn (aka Stefanie H. Martin), Virginia Woolf, Vanessa Bell und Vita Sackville-West.

Stefanie H. Martin – Die Liebenden von Bloomsbury, Virginia und die neue Zeit

Stefanie Hohns erstes Buch der Trilogie um die drei Bloomsbury-Frauen heißt „Virginia und die neue Zeit“. Es ist großartig recherchiert, macht von der ersten Seite an Spaß und bringt auch jene auf die Spur dieser faszinierenden Schriftstellerin, die sich bisher nicht trauten.

Mich hat es richtig angefixt, alte Lektüre aus dem Regal zu klauben und mir ein paar neue Schätzchen zu besorgen. Und auf die zwei nächsten Bände, die Ende des Jahres und im Frühjahr des nächsten erscheinen freue ich mich jetzt schon.

Im ersten Band wird die Zeit ab dem Umzug der beiden Stephens-Schwestern nach Bloomsbury, die Entstehung des Bloomsbury-Kreises, Vanessa Stephens Heirat mit Clive Bell und Virginas erste Schaffensphase geschildert. Die für die Zeit eigenwillige, freigeistige und offene Lebensform, Virginias Klugheit und Belesenheit, ihre Ausdrucksstärke, aber auch das Los ihrer Krankheit, Vanessas Kunst, der besagte Künstler- und Philosophenkreis, den sie und ihr Bruder Thoby ins Leben rufen und diverse amouröse Verstrickungen sorgen für reichlich Spannung und Konfliktstoff.

Der Roman fängt auch die Atmosphäre der noch vom viktorianischen Zeitalter geprägten britischen Gesellschaft brillant ein, die einen starken Gegensatz zur Denkungsart der Frauen bildet. Stefanie Hohn findet den richtigen Ton dafür. Er erinnerte mich ein wenig an Jane Austen.

Ganz großes Kino! Dicke Leseempfehlung!

Stefanie H. Martin – Die Liebenden von Bloomsbury – Band 2

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