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Tineke Hendriks – De zee, de zee alleen

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ich hatte noch nie von Betzy Akersloot-Berg gehört.

Tineke Hendriks – De zee, de zee alleen

Die Malerin von Seestücken war Pflegerin auf Spitzbergen, ging, da Frauen das Kunststudium nicht erlaubt war und als Liebhaberei galt, bei vielen Malern in die Lehre, um es ihren männlichen Zeitgenossen mindestens gleichzutun. Das gelang ihr. Sie gewann an Bekanntheit, wurde prominent ausgestellt und verkaufte ihre Bilder gut. Für ein gelungenes Bild ging sie schon mal mit auf Walfischjagd oder setzte sich bei Wind und Wetter mit Südwester, Pinsel und Palette in eine Kiste, um die stürmische See einzufangen.

Sie unterstützte das Frauenwahlrecht und damit die erste Frauenbewegung der Suffragetten und führte eine gleichberechtigte Ehe mit ihrem Mann. Auf Vlieland schließlich fand sie trotz vieler Reisen in Tromp’s Huis ein eigenes Heim und Atelier, in dem sie bis zu ihrem Tod, 1922 lebte und arbeitete.

Tineke Hendriks Buch „De zee, de zee alleen“ über die norwegische Malerin, die in den Niederlanden ihren Dreh- und Angelpunkt fand, war schön, spannend, fundiert.

Für alle, die Niederländisch sprechen, denn leider gibt es für das Buch noch keine Übersetzung. Ich fürchte aber, hierzulande auch keinen Markt.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Leonieke Baerwaldt – Hier komen wij vandaan

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Dieses Buch „Hier komen wij vandaan“ von Leonieke Baerwaldt gibt es noch nicht in Übersetzung. Es ist derzeit nur auf Niederländisch verfügbar.

Leonieke Baerwaldt – Hier komen wij vandaan

Eine Mutter und eine Tochter – offenbar Abkömmlinge von Seejungfrauen – beginnen ein menschliches Dasein, ein Fabrikarbeiter träumt seit jeher davon, ein tropisches Aquarium zu bevölkern und einen Fischladen zu betreiben, ein Liebespaar wohnt in einem Wohnwagen und will zusammen ein Haus bauen, die kleine Seejungfrau wird mit der harten Wirklichkeit konfrontiert.

Leonieke Baerwalds Buch bedient sich an Motiven aus H.C. Andersens „Die kleine Meerjungfrau“ und Grimms „Der Fischer und seine Frau“. Drei Erzählstränge, drei evolutionäre Schicksale, die am Ende ineinanderlaufen und eine Atmosphäre zwischen Märchen und Alb kreieren.

Ein gutes Buch? Ein eigenartiges, verstörendes… irgendwie.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Auke Hulst – De Mitsukoshi Troostbaby Company

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Der Autor heißt Auke Hulst und sein Buch „De Mitsukoshi Troostbaby Company“. Es ist auf Niederländisch erschienen und es bleibt zu hoffen, dass es eine/n VerlegerIn gibt, der/die dieses Buch der deutschen Leserschaft zugänglich macht.

Auke Hulst - De Mitsukoshi Troostbaby Company

Der erste Satz des Buches verbirgt sich unter einem Strich und lautet, „Ich wünschte, ich könnte alles noch einmal tun“. Ist das nun ein Wunsch, der ausgemerzt gehört? Lesbar bleibt er und damit das Bewusstsein erhalten, dass man sich etwas wünschen kann, der Wunsch vielleicht sogar erfüllt wird, dann aber doch alles anders kommt, als gedacht. Denn, so der Rückschluss aus allem, Leben ist nicht kontrollierbar.

Die Handlung besteht aus zwei Erzählsträngen. Im ersten wird von einem Mann erzählt, der nach einem schrecklichen Verlust, den er selbst noch gar nicht so recht einzuordnen weiß, einen Androiden, ein künstliches Kind adoptiert. Nachdem er und seine ehemalige Freundin ein Kind erwarteten, entschied sich seine Freundin gegen die Empfängnis. Sie ließ das Kind abtreiben. Der Vater akzeptierte und verstand das Ansinnen seiner Partnerin, deren Körper es hätte austragen und gebären müssen, deren Geist sich ihm nicht mehr verbunden sah. Nun ist es die Adoption, mit der er versucht, auf seine Weise seine Trauer zu verarbeiten. Aber kann eine Maschine mit Namen Scottie, der man seine und ihre DNA eingepflanzt hat, einen Menschen ersetzen und einen Verlust heilen? Scottie hat Gefühle, empfindet Freude und Schmerz und doch entdeckt sie eines Tages, dass sie anders ist. Im zweiten Erzählstrang gewinnt der Leser Einblick in ein Buch, dass der Protagonist, Auke van der Hulst – das Alter Ego von Auke Hulst – schreibt. Auch Kaj verliert sein Kind durch Abtreibung. Nur ist es diesmal nicht das Computerkind, das als Heilmittel funktionieren soll, sondern Kaj selbst, der eine Zeitreise unternimmt, um die Vergangenheit zu verändern. Ist das eine Alternative, kann das einen vermeintlichen Fehler korrigieren? Wachsen nicht neue Hürden?

Hulst untersucht Rollen von Vätern, Beziehung undMenschsein, Verlust und Liebe auf höchst spannende, philosophisch anmutende Weise.  Ich habe mich innerhalb dieser 600 Seiten keine einzige Sekunde gelangweilt! Versiert formuliert, vielschichtig, tiefgründig – ein echter Schatz!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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