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Wolfgang Niedecken – Bob Dylan

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ich habe Wolfgang Niedeckens mehrteilige Dokumentation „Bob Dylans Amerika“ auf Arte gesehen und mir daraufhin diesen Band aus der KiWi-Musikbibliothek und die Chronicles von Bob Dylan angetan. Auch den Reclam-Band mit Bob Dylan-Texten habe ich mir zugelegt und sie – begeistert – in Teilen in meinen Bildern verarbeitet. Im Plattenschrank meines Mannes steht Dylans Musik.

Wolfgang Niedecken – Bob Dylan

Ohne Dylan, so sagt Wolfgang Niedecken, sei er nie Musiker geworden. Es gibt zahlreiche Coverversionen von Dylan-Songs, die er veröffentlichte. Schließlich macht er sich als erklärter Verehrer seines Vorbilds auf Spurensuche, reist nach Amerika und besucht Weggefährten, Maler, Musiker, Bewohner einstiger Stationen des Komponisten, Sängers und Nobelpreisträgers für Literatur. Gitarre, Mundharmonika, Orgel und Klavier waren die Instrumente, die er beherrscht und die seine Musik, neben seiner eingängigen Stimme so unverwechselbar machen.

Die Personen, die Niedecken auf seiner Reise begegnen, sind nicht weniger schillernd und interessant, als Dylan selbst. Niedecken ist ihm mehrfach persönlich über die Füße gelaufen und zehrt noch heute davon.

Die Lektüre hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Filme auch, das Malen zu den Texten noch mehr und die Musik ruft eine Zeit ins Gedächtnis, die von der Beat-Generation gezeichnet ist. Musik-, Weltgeschichte und Geschichten paaren sich mit den höchst individuellen Erzählungen und Texten dieser beiden Herren.

Lesempfehlung!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

Für alle hier besprochenen Bücher gilt: Unterstützt möglichst den lokalen Buchhandel!

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Chilly Gonzales – Enya

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ich habe viele seiner Konzerte besucht und bekenne, ich mag Chilly Gonzales und seine Musik. Ein Freund von mir, Pianist seines Zeichens, behauptet, Chilly Gonzales sei zu vernachlässigen und werde überschätzt. Mich interessiert das nicht. Erstens, weil der Mann gar nicht den Anspruch hat, zweitens, weil ich liebe, dass er so frei im Ausdruck ist, sich Schubladen entzieht, so freudvoll und ungezwungen mit Musik umgeht, dass es ansteckt, begeistert, einnimmt. Er tritt in Pantoffeln und Bademantel auf und füllt ganz zu Recht Konzertsäle auf der ganzen Welt. Ich liebe „Room 29“, eine Aufnahme, die er zusammen mit Jarvis Cocker realisiert hat. In diesem Album geht es um das berühmte Hotel Chateau Marmont am Sunset Boulevard und das Zimmer mit der Nummer 29, in dem viele Berühmtheiten nächtigten, soffen, liebten und litten. Es fängt die Menschlichkeit, das Scheitern, den Absturz ein, ist wütend, sanft und klar zugleich. Enya – nun – eine Musikerin, die die Musikgemeinde ebenso spaltet, wie der Autor, der das Buch über sie verfasst. Ist das Kitsch oder ist das Kunst, ist die Frage, die sich Chilly Gonzales nicht stellt! Denn Musik, so meint er, muss keine intellektuellen Ansprüche erfüllen, wenn sie dich berührt.

Dieses Buch ist eine Hommage an den eigenen, jenseits des Konsens existierenden Musikgeschmacks und einfach bezaubernd.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Menschenskind in Ditzum

Bilder, eine Lesung und Musik

– Die anlässlich der 22. Ditzumer Kunsttage im Müllerhuus gezeigte Ausstellung mit Bildern von  Dirk Jürgensen aus der Serie »Meerblick« entstanden an der Ostsee, an der Nordsee, auf Lanzarote und an der Atlantikküste zwischen dem Baskenland und Galicien. Nicht fröhliches Strandleben, sondern die Wucht der Naturgewalt, die metaphorisch auch für die emotionale Bewegung im menschlichen Dasein steht, sind Gegenstand der Betrachtung. So finden sich gleichermaßen ruhige, getragene, nachdenkliche Stimmungen auf den Fotografien wieder, wie auch aufgewühlte, stürmische, fröhliche und bedrohliche. Nicht umsonst gilt das Meer als Allegorie für das Leben und die in ihm verborgenen Sehnsüchte. Menschenskind-DitzumEine zweite Sequenz von verfremdeten Fotografien nennt sich „Seltsame Wesen“, die ohne Verwendung langer Brennweiten, ohne direktes Anvisieren von Menschen am Düsseldorfer Rheinufer, in Parks und Straßen der Stadt entstanden. Menschen wurden aus dem Kontext ihrer Umgebung, die Teil und Bedingung ihres Agierens waren, herausgenommen und stehen in dieser Nicht-Umgebung, ihrer Gesichtszüge beraubt, auf das Wesentliche, das Menschsein reduziert, für sich.

Am Samstag, den 27.10.2018 um 18:00 Uhr greift der Künstler gemeinsam mit zwei Autoren das Thema „Menschenskind“ im Müllerhuus noch einmal auf. Das Trio aus Dirk und Maria Jürgensen und Michael Schumacher liest und singt über all das, was Menschen bewegt. Gewürzt werden Missgeschicke, Begegnungen, Skurrilitäten und Erinnerung mit einer guten Prise Chanson und einer großen Portion Melancholie und Witz.




Laid Back – Der große J. J. Cale lebt nicht mehr

von Dirk Jürgensen ...

J. J. Cale

(Foto: „To Tulsa and back – On tour with J.J. Cale”)

Als ich mir 1974 sechzehnjährig kurz nach dem Erscheinen Eric Claptons „Ocean Boulevard 461“ kaufte und seine Coverversion Bob Marleys „I Shot the Sheriff“ ein Hit auf jeder Kellerparty war, wusste ich noch nicht, an wessen Sound Clapton dieses Album ganz bewusst angelehnt hatte. Er begründete mit der Verbreitung des Songs zwar Marleys Ruhm in der Welt, doch er vertrat mit dem kompletten Album den Stil eines anderen. Dieser Stil sollte später den Namen „Laid Back“ erhalten. Die Zusammenhänge blieben mir damals verborgen. Ebenso erschien mir das „After Midnight“ seiner ersten Soloscheibe als echter Clapton. Aber wer liest schon das Kleingedruckte? Zudem gehörte Clapton immer in meine ganz persönliche Allstar-Band neben anderen Helden der frühen Siebziger. … Nun ist der große J. J. Cale gestorben. Er wird vielen Musikliebhabern fehlen. WeiterlesenToll, wie J.J. Cale hier Eric Clapton verunsichert, bis dieser dann erst sehr spät „seinen“ Hit erkennt. (Ausschnitt aus dem herrlichen Dokumentarfilm To Tulsa and back von Jörg Bundschuh.)