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Katherine May – Überwintern

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Katherine May schreibt in „Überwintern“ über einer Reihe von Krisen, die sie in einer Phase ihres Lebens heimsuchten. Sie begegnet ihnen mit Flucht, Erklärungsversuchen und schließlich Akzeptanz. Sie reist nach Stonehenge, begegnet dort Menschen mit Druidenglauben, gibt sich der heilenden Wirkung von Flora und Fauna hin, konsultiert Ärzte und Psychologen.

Katherine May – Überwintern

Ich stehe Religionen, Esoterik, Spiritualität und Geisterglauben eher bis sehr skeptisch gegenüber. Mit Krisen jedoch kenne ich mich aus und auch mit dem Kampf ums Überleben in persönlichen Wintern. Wie May bin ich davon überzeugt, dass es Lebenszyklen gibt. In dunklen Tagen finde ich den Weg in die Natur und versuche, wieder ins Handeln zu kommen, wenn alles steht. Ich male, schreibe, ziehe mich zurück. Und ich weiß, am Ende einer Krise steht immer Akzeptanz: Es ist wie es ist. Und auch, wenn unser Handeln durchaus Konsequenzen hat, ich mir meiner Verantwortungen bewusst bin, so weiß ich auch, dass einem das Leben einfach passiert. Dass man auf Teile keinen Einfluss hat und sich ergeben muss, trotz aller Ängste und Schmerzen.

Mit Mays Buch, mit all dem „wir müssen“, „man sollte“ und um jeden Preis „weiter“ konnte ich daher nur sehr wenig anfangen. Auch, wenn es Stellen der Übereinkunft gab.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Jean-Paul Dubois – Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Paul Hansen ist Pfarrerssohn. Während sein aus Skagen stammender Vater seinen Glauben verliert und beim Spiel das Geld seiner Kirche verzockt, führt seine Mutter skandalträchtige Filme im eigenen Kino auf und probt die Revolution. Paul selbst reflektiert sein Leben von seiner Gefängniszelle aus. Er teilt sie sich mit Patrick Horton, einem Taschentücher über Klobrillen ausbreitenden Harley Davidson-Liebhaber, Sensibelchen und Mörder. Ab und zu bekommt Paul die stummen Geister seiner Frau und seines Hundes zu Gesicht.

Jean-Paul Dubois – Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise

Die Geschichte mäandert zwischen dem fortschreitenden Jetzt und der Vergangenheit hin und her, bis der/die LeserIn, fast schon am Ende des Buchs angelangt, den Grund für Pauls Knastaufenthalt erfährt und Zeuge einer Genugtuung wird.

Ein witziges Buch ist Jean-Paul Dubois „Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise“. Der Autor hat eine schöne Schreibe, die zum Ende hin etwas sehr pathetisch und schwächer ist, als zu Beginn. Für den Prix Goncourt hat es jedenfalls gereicht. Und mich hat es angenehm unterhalten.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Isobel Markus – Stadt der ausgefallenen Leuchtbuchstaben

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...
Isobel Markus – Stadt der ausgefallenen Leuchtbuchstaben

Isobel Markus lebt in Berlin und studierte dort Anglistik und Bibliothekswissenschaften. Sie ist als freie Autorin unterwegs und wirkte bei diversen Kunst- und Fotografie-Projekten mit. Außerdem ist sie Veranstalterin der Berliner Salonage, die, wie sie selbst auf ihrer Website schreibt „die Tradition der historischen Berliner Salons mit gegenwärtiger Kunst“ verbindet. „Sie bietet bekannten und noch ganz unbekannten KünstlerInnen verschiedener Richtungen eine thematische Bühne, auf der sie Neues ihrer Arbeit vorstellen und mit dem Publikum in Austausch treten.“

Auf Facebook berichtet sie in kleinen, amüsanten Skizzen vom Alltag in der großen Stadt. Fortgesetzt wird diese Form in ihrem Buch „Stadt der ausgefallenen Leuchtbuchstaben“. Ihre Miniaturen sind Streiflichter des Lebens, mal humorig, mal anrührend im Ton, dann wieder traurig, nachdenklich, laut oder leise.

Lektüre lohnt!

Mehr über Isobel Markus auf www.isobelmarkus.de

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Helene Hegemann – Patti Smith

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ich bin kein Fan von Patti Smith. Auch bei Helene Hegemann ging ich bisher verhalten ans Werk. Und obwohl das so ist, habe ich mir Helene Hegemanns Buch „Patti Smith – über Patti Smith, Christoph Schlingensief, Anarchie und Tradition“ gekauft.

Helene Hegemann – Patti Smith

Ich besitze alle Bücher aus Patti Smith‘ Feder, weil ich sie irgendwann mal alle auf einmal erworben habe. Allesamt finde ich bescheiden. Ihre sehr verschwurbelte, assoziative Art zu schreiben, ihr Abdriften in Traumsquenzen, ihre unterwürfige Verehrung berühmter Zeitgenossen oder anderer sogenannter Größen der Zeitgeschichte, ihre an Wallfahrten erinnernden Besuche bei Menschen mit bekannten Namen… all das machte mich wahnsinnig. Als färbe deren Glamour auf sie ab. Ich verlor rasch die Geduld und pfefferte jeden einzelnen Erguss in die Ecke.

Von Hegemanns Buch habe ich im Radio gehört und horchte auf. Sie hat ihre ganz eigenen Erfahrungen mit dieser Frau gemacht und sie decken sich gelegentlich mit meinen Eindrücken. Doch abgesehen davon ist Hegemanns Text eine Erzählung über einen Teil ihrer eigenen Geschichte, der fesselt und mich beeindruckt. Auch Hegemanns Stil ist schnodderig, eigenwillig und so, als spräche sie vielmehr, als dass sie schreibt. Ihr Blick auf die Dinge ist klar, analytisch, persönlich und manchmal provokant.

Hat mir sehr gefallen!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Helen MacDonald – H wie Habicht

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

„H wie Habicht“ von Helen MacDonald war mit vielen Erwartungen besetzt. Einige hatten mir begeistert davon erzählt und das Buch über den Klee gelobt.

Ich muss gestehen, ich kann die Begeisterung nicht teilen. Nun bin ich nicht sehr enthusiastisch, wenn es um die Falknerei geht, über die man in diesem Buch viel erfährt.

Helen MacDonald – H wie Habicht

Es ist keinesfalls ein schlechtes Buch. Helen Macdonald überwindet durch das Verhältnis und im Abrichten eines Habichts die Trauer um den Tod ihres Vaters. Einige Sätze sind bemerkenswert und ich kam nicht ohne Dogearing aus. Aber dennoch erreichte mich ihre Geschichte nicht. Sie blieb seltsam seelenlos. Das mag daran gelegen haben, dass die technischen Details der Falknerei und theoretischen Abhandlungen und Konsulationen sich so oft vor die Beziehung dieser Frau zum Vogel schoben. Und gerade die hat mich am meisten interessiert.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Garrett M. Graff – The only plane in the sky

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ufff… „The only plane in the sky“ ist nichts für schwache Nerven.

Garrett M. Graff – The only plane in the sky

Garrett M. Graff holt den Leser mitten hinein in die Ereignisse von 9/11. Wir begegnen in diesem Buch den Menschen, die diesen Tag aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt haben und nehmen aus ihren sehr zu Herzen gehenden Erzählungen eine sehr detaillierte Chronologie der Ereignisse mit. Die amerikanische Mentalität wird dabei genauso sichtbar, wie der Schmerz und die immer noch offene Wunde, die weitere Verletzungen an anderer Stelle, in Afghanistan, nach sich gezogen hat. Es erzählen büroangestellte Überlebende aus den beiden Türmen und des Pentagon, Feuerwehrleute, PolizistInnen, ÄrztInnen, LehrerInnen, SchülerInnen, PolitikerInnen und JournalistInnen, die Angehörigen, die Voicemails eben jener, Anrainer an der Absturzstelle von Flug 93, Nachkommen der Getöteten…

Es ist oft erschütternd, bedrückend und berührend, dieses Buch. Ich habe häufig absetzen müssen, da mir bewusst war, dass es sich hier nicht um Fiktion, sondern um schreckliche Wahrheiten handelte. Was Menschen Menschen antun können… !

Empfehlung!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Eva Menasse – Dunkelblum

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Im August 1989 taucht im oberösterreichischen Dunkelblum ein Besucher auf, der Nachfahre eines dort lebenden Mannes war. Eben jener Mann wurde erschossen… oder doch nur verjagt? Auf einer Wiese wird ein Skelett ausgegraben und Bewohner des Städtchens entpuppen sich als Nazis. Ein jeder hat sein Scherflein zur dunklen Vergangenheit beigetragen. Die das Geheimnis enthüllen wollen, sich als junge Menschen oder Zeitzeugen der Verantwortung stellen, sterben oder verschwinden plötzlich.

Eva Menasse – Dunkelblum

Auf Basis der realen Ermordung von Juden in Rechnitz entwickelt Eva Menasse sprachgewaltig eine verzweigte Geschichte über Schweigen, alternative Wahrheitsbildung und subtile wie auch offene Gewalt. Beim Massaker von Rechnitz wurden am 24. und 25. März 1945 vermutlich an die 200 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in der Nähe des Schlosses Rechnitz bei Rechnitz im Burgenland ermordet. Das Massaker war eines der Verbrechen kurz vor Kriegsende.

Der Detailreichtum von „Dunkelblum“, das einfließende Lokalkolorit machen es stellenweise schwer, der Geschichte zu folgen. Dennoch eine Empfehlung.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Edgar Selge – Hast Du uns endlich gefunden

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Edgar Selges Buch „Hast Du uns endlich gefunden“… ich zögere, denn ich weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll.

Erzählt wird die Geschichte von Edgar, der vom Vater nicht selten gezüchtigt, einmal gar sexuell angegangen wird. Der Vater ist ein Nazi, dem nach dem Krieg die Ausübung seines Berufs als Jurist verboten wird, der aber dennoch, ungeachtet seiner Geschichte, als Leiter eines Gefängnisses jungen Menschen zur Rehabilitation und Ausbildung als Schreiner verhelfen darf. Die gefertigten Möbel landen allesamt in seiner Wohnung, wo sie von den Häftlingen bei Hauskonzerten wiedererkannt werden. Der Vater macht leidenschaftlich Musik, meint, sich im zweifelhaften Licht alternder, ehemals linientreuer Musiker, die ihn offen demütigen, sonnen zu können. In einem anderen Gefängnis, dem er nach dem Krieg vorstand, unterstützte er ehemalige Parteigenossen und verschaffte ihnen Vergünstigungen.

Im Verlauf der Geschichte formt sich das Bild einer Familie und des Aufwachsens eines Jungen im Zwiespalt. Er mäandert zwischen den Anklagen der erwachsenen Brüder gegenüber den Eltern und ihrer Vergangenheit und dem Altnazitum, der Gewaltverherrlichung und -ausbrüchen des Vaters hin und her. Später, als Erwachsener konfrontiert er die Eltern schonungslos mit den Bildern der Vernichtungslager. Als Kind möchte Edgar dazugehören, gesehen werden von diesem Vater und einer desinteressierten Mutter. Gleichzeitig bricht er Regeln, stiehlt, um Filme im Kino sehen zu können und wird bei seinen Lügen ertappt. Edgar leidet, flieht in die Literatur, in Geschichten, ins Erzählen, spürt sein Außenseitertum und kann, selbst Jahrzehnte später, nicht anders, als den Vater zu hassen und gleichzeitig zu lieben. Er träumt wiederholt von seinen Eltern, als sie schon längst tot sind und kämpft mit ihren Geistern. Edgar kommt nicht los.

Trotz der tragischen Story hat mich das Buch nicht wirklich erreicht. Es hatte etwas Aufgesetztes, Schiefes, das ich nicht recht benennen kann. Aber ich bin sicher, es findet seine LeserInnen.

Bildet Euch selbst ein Urteil.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Dinçer Güçyeter – Unser Deutschlandmärchen

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

„Nur die Geschichte kann die Wahrheit sein, nur sie kann diesen Eisberg zersprengen“

„Alles, was bei mir keine Sprache fand, soll auf Euren Zungen Seiten aufschlagen“

Dinçer Güçyeter – Unser Deutschlandmärchen

… das sind nur zwei der Sätze aus Dinçer Güçyeters Buch „Unser Deutschlandmärchen“ die ein Echo in mir verursachen. Was für ein schönes, schmerzliches und echtes Buch das ist! Was für eine außergewöhnliche Form und Vielfalt!

Es ist zugleich eine Ode an die Mutter, als auch die erwachsene Abgrenzung von ihr, die Suche, das Finden eines eigenen Weges, die schonungslose Darstellung zermürbender Erwartungen und Last in Heimat und Fremde, die austauschbar sind, nicht klar benennbar, ein irgendwo dazwischen, lebendig und verwundend, verschwimmend, überlappend und von Menschen erst beseelt oder verpestet. Dinçer schildert all das mit einer brillanten eigenen, unverwechselbaren und brennenden, realen Stimme, die einen nicht mehr loslässt!

Dicke Lektüreempfehlung!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Diane Cookson – The New Wilderness

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Vor dem Booker-Prize hatte ich noch nie von Diane Cookson gehört. Es wird nicht das letzte Buch sein, das ich von ihr lese.

Das Buch „The New Wilderness“ ist eine Dystopie. In den Städten kann man kaum noch atmen. Die Verhältnisse sind insgesamt prekär und so entschließt sich ein Wissenschaftler zu einem Experiment, zumal seine vierjährige Tochter anderenfalls sterben würde. Gemeinsam mit einer Gruppe von Menschen geht er als Nomade in die Wildnis und probt das Überleben ohne zivilisatorische Hilfsmittel in der Natur. Während seine Tochter zum Teil dieser neuen Umgebung wird, kämpft seine Frau mit den Umständen und geht einen ganz eigenen Weg. Rollen und Rituale formen sich, Bewacher drangsalieren und Ereignisse überschlagen sich. Erzählt wird mit wechselnder Perspektive, unaufgeregt und doch emotional packend.

Empfehlung als gute, anspruchsvolle Unterhaltung!

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Dave Eggers – The Circle

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Mae Holland beginnt durch Vermittlung ihrer Freundin Annie einen Job in einer angesagten Firma, dem „Circle“. Der stylische, hippe Internetkonzern, der sich Google, Apple, Facebook und Twitter einverleibt hat, indem er seine Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann, bemächtigt sich sukzessive aller Lebensbereiche. Privatheit wird zunehmend Geschichte, Kindern werden als Babies schonTracking- und Speicherchips eingepflanzt und auch Mae kann sich der Gehirnwäsche des Konzerns nicht entziehen, wird zu dessen unschuldigem Gesicht.Der Kreis soll sich schließen. Auf dem Weg dorthin aber gibt es Opfer…

Dave Eggers „The Circle“ ist eine Dystopie, die es in sich hat und, obschon manchmal schon sehr polemisch, keine Minute langweilig wurde. Das Buch ist kein literarisches Meisterwerk, aber eine spannende, düstere Zukunftsvision.

Empfehlung.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Chilly Gonzales – Enya

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ich habe viele seiner Konzerte besucht und bekenne, ich mag Chilly Gonzales und seine Musik. Ein Freund von mir, Pianist seines Zeichens, behauptet, Chilly Gonzales sei zu vernachlässigen und werde überschätzt. Mich interessiert das nicht. Erstens, weil der Mann gar nicht den Anspruch hat, zweitens, weil ich liebe, dass er so frei im Ausdruck ist, sich Schubladen entzieht, so freudvoll und ungezwungen mit Musik umgeht, dass es ansteckt, begeistert, einnimmt. Er tritt in Pantoffeln und Bademantel auf und füllt ganz zu Recht Konzertsäle auf der ganzen Welt. Ich liebe „Room 29“, eine Aufnahme, die er zusammen mit Jarvis Cocker realisiert hat. In diesem Album geht es um das berühmte Hotel Chateau Marmont am Sunset Boulevard und das Zimmer mit der Nummer 29, in dem viele Berühmtheiten nächtigten, soffen, liebten und litten. Es fängt die Menschlichkeit, das Scheitern, den Absturz ein, ist wütend, sanft und klar zugleich. Enya – nun – eine Musikerin, die die Musikgemeinde ebenso spaltet, wie der Autor, der das Buch über sie verfasst. Ist das Kitsch oder ist das Kunst, ist die Frage, die sich Chilly Gonzales nicht stellt! Denn Musik, so meint er, muss keine intellektuellen Ansprüche erfüllen, wenn sie dich berührt.

Dieses Buch ist eine Hommage an den eigenen, jenseits des Konsens existierenden Musikgeschmacks und einfach bezaubernd.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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