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Melanie Raabe – Die Kunst des Verschwindens

Sie hat mich nicht. Nein, sie hat mich nicht gekriegt mit ihrem Roman „Die Kunst des Verschwindens“.

Melanie Raabe – Die Kunst des Verschwindens

Ich weiß nicht genau, was ich nach Lesen des Klappentextes erwartet habe… kein literarisches Meisterwerk, gute Unterhaltung  und eine schlüssige Geschichte schwebten mir vor. Höher ist der Anspruch des Buches sicher nicht und man kann auch nicht unbedingt von Nichterfüllung meines Wunsches sprechen. Dennoch dachte ich beim Zuschlagen des Buches, weniger Brimborium hätte es auch getan.

Die Form ist nicht neu – erzählt wird aus zwei verschiedenen Erzählperspektiven. Wenn Nico, eine der beiden Protagonistinnen zu Beginn von einem mysteriösen Mann erzählt, den sie ihrem Freund beichten muss, gerät man auf die erste vieler falscher Fährten. Und auch die Beziehung zwischen Ellen, einer berühmten Schauspielerin und zweiten Hauptperson und ihrem vermeintlichen Freund bleibt zunächst nebulös. Und was hat das Fährunglück und der unverarbeitete Verlust der Mutter für Nico zu bedeuten? Beide Frauen begegnen sich scheinbar zufällig und haben gleich einen außergewöhnlichen Draht zueinander. Schon beim Betrachten einer Werbung an einer Hauswand, auf der die Schauspielerin abgebildet ist, glaubt Nico an eine Verbindung zwischen ihnen beiden. Ellen verschwindet, ohne ein Lebenszeichen zu hinterlassen und Nico macht sich auf die Suche nach ihr.

Ein Spur Krimi samt Leiche hier, eine Prise Mysterium plus Zufall dort, ein kleines bisschen Zuviel an überraschenden Wendungen und Figuren, die als Vermittler dienen müssen, um die Geschichte einigermaßen logisch bleiben zu lassen. Es bedarf recht vieler Erklärungen und Nebenschauplätze, um schließlich ein ziemlich konstruiertes Ende zu erreichen, in dem alle Fäden zusammenlaufen. Die Sprache – solide, aber nicht besonders raffiniert.

Für mich war’s ein Roman unter vielen und keiner, der mich lange begleiten wird. Sehr schade!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Zwei Bücher über das ungleiche Paar

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ingeborg Bachmann und Max Frisch lernen sich in Paris kennen. Nachdem Frisch das Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“ kennt, schreibt er ihr. Und als Max Frisch in Paris weilt, um der Aufführung seines Stückes „Biedermann und die Brandstifter“ beizuwohnen, trifft man sich. Statt ins Theater zu gehen, verbringen sie die Nacht redend auf einer Parkbank. Bachmann hat gerade den verheirateten Paul Celan verlassen und ist sich gar nicht sicher, was sie von Frisch will. Und auch Frisch ist nicht besonders eindeutig, als er den Kontakt mit Bachmann fortsetzt. Er sei nicht verliebt, schreibt er, aber er liebe sie. Nur wenige Zeit später zieht die Schriftstellerin zu Frisch in die Schweiz. Sie bewohnt eine eigene Wohnung, aus der man sie fast herauswirft, weil man eine „Hure“ nicht zu beherbergen gedenkt. Die Schweiz ist konservativ, engstirnig und Ende der 50er wenig begeistert von Paaren, die unverheiratet eindeutigen Tätigkeiten nachgehen. Schon das Aufhängen der Wäsche im Bademantel wird Bachmann angekreidet.

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Zwei Bücher über das ungleiche Paar

Bachmann hat zuvor lange Zeit in Rom gelebt, Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck, Graz und Wien studiert. Sie ist eine selbstständige und erfolgreiche Lyrikerin, Librettistin, Hörspielautorin, Rednerin, Journalistin und Übersetzerin. Gerade hat sie begonnen, sich eigener Prosa zuzuwenden. Sie raucht wie ein Schlot, trinkt wie ein Maurer und nimmt Tabletten um zu schlafen oder in Schwung zu kommen. Sie ist mit vielen Künstlern, vornehmlich Männern befreundet. Mit dem Komponisten Henze zum Beispiel, für den sie die Texte zu seinen Opern schreibt. Mit Enzensberger, Grass, Walser, ihrem Lektor, Reinhard Baumgard, später Johnson und vor allem nach wie vor mit Paul Celan. Sie reist, ist umtriebig und unbestreitbar begabt und klug.

Bachmann erkämpft sich jedes Wort, schreibt mühsam, hat mit manch einer Blockade zu kämpfen. Ihre Texte sind unverkennbar Bachmann, stark, bildhaft, besonders. Sie lebt für sprachliche Perfektion. Und sie schreibt meist nachts.

Max Frisch hat seinen Durchbruch noch vor sich, erntet bereits Anerkennung für die ersten Werke, schließt sein Architekturbüro und kann bald von der Schriftstellerei leben. Als sein Roman „Stiller“ erscheint, kennt ihn bald die ganze Welt. Er ist frisch geschieden, hat Kinder und lebt nach wie vor in ihrer Nähe. Die Schweiz empfindet er als Heimat, lebt gerne dort, wandert, gilt als bodenständig und verwurzelt. Frisch macht Bachmann einen Heiratsantrag, den sie vehement ablehnt. Als seine Faru bräuchte sie seine Erlaubnis, um zu arbeiten. Sie sei keine selbstständige Frau mehr und würde immer im Verhältnis zu ihm gesehen. Es sei bereits jetzt schwierig, sich als Frau auf einem von Männern dominierten Parkett zu bewegen. Sie gebe das Erreichte nicht auf. Das führt zu einem großen Eklat und Frisch fühlt sich verletzt.

Frisch und die Frauen – ein großes Thema und eines, das seine Unfähigkeit zur Beständigkeit in Liebesdingen zeigt. Er liebt den Anfang und erliegt nur zu oft dem Charme einer Dame, mit der er auch dann, wenn er in einer Beziehung ist, ohne schlechtes Gewissen seine Nächte verbringt. Selbst wenn es eine Vereinbarung mit den ständigen Partnerinnen gibt, so zeigt er sich den ausgesuchten Frauen gegenüber in der Regel wenig empathisch. Gleichzeitig ist er unfassbar eifersüchtig und unterstellt seinen Frauen, insbesondere Bachmann, der viele Männer unverkennbar zugetan sind, nicht treu zu sein. Das hält er schwer aus und macht so manche Szene.

Bachmann und Frisch ziehen zusammen, denn sie können trotzdem nicht voneinander lassen. Das geht nicht lange gut. Man einigt sich schließlich darauf, in Rom einen neuen Lebensmittelpunkt zu etablieren und bewohnt dort zuletzt ein prachtvolles Anwesen, in dem Bachmann so gut wie nie verweilt. Frisch arbeitet in festen Intervallen über Tag und sie kann, obwohl sie ihren eigenen Arbeitsbereich hat, sein Getippe kaum ertragen. Noch schwerer macht es ihr sein Misstrauen. Sie flieht. Zum Einkaufen. Zum Friseur. Auf eine Lesung. Zu Freunden. Ihre Abwesenheit wiederrum nährt Frischs Eifersucht und macht ihn einsam. Zwar hat man sich inzwischen auf eine offene Beziehung geeinigt, die keine Liebe zu anderen zulässt. Doch die Praxis sieht anders aus.

Bachmann beginnt eine Beziehung zu Hans Magnus Enzensberger und Paolo Chiarini. Als schließlich Tankred Dorst seine Freundin Marianne Oellers zu einem Essen bei Frisch und Bachmann mitbringt, umgarnt der Schriftsteller offen die wieder mal sehr viel jüngere Frau. Da ahnt Bachmann noch nicht, dass diese Affäre endgültig das Ende der Beziehung zu Frisch bedeutet. Das Unglück geschieht. Oellers und Frisch werden ein Paar. Max Frisch trennt sich und Ingeborg Bachmann kann es nicht fassen.

Sie muss in die Klinik, wird operiert. Ihre Seele ist beschädigt und sie verwindet die Trennung kaum. Alkohol,-, Zigaretten,- und Tablettenkonsum nehmen zu. Sie schreibt, unter anderem ihren Todesarten-Zyklus, von dem nur „Malina“ vollendet wird. Der letzte Satz lässt sich allzu leicht auf das Verhältnis anwenden. Denn dort steht: „Es war Mord.“ Sie klagt Frisch an, vor allem, nachdem „Mein Name sei Gantenbein“ veröffentlicht wird. Frisch hatte ihn ihr zur Freigabe geschickt. Offenbar hat sie sogar vorab Teile gelesen und sie gutgeheißen. Jetzt glaubt sie sich in der Protagonistin Lila wiederzuerkennen. Möglicherweise ist das ihre Art, das Entsetzen über Frischs neue Beziehung loszuwerden, das Scheiden voneinander zu verwinden.

Am 17. Oktober 1973 stirbt Ingeborg Bachmann an den Folgen eines Brandes und an unerkannten Entzugserscheinungen in Rom. Der Brand wurde durch eine brennende Zigarette ausgelöst. Frisch kann noch Jahrzehnte später schwer über die Beziehung zu Ingeborg Bachmann reden. Man habe es nicht gut gemacht, konstatiert er. Viel von dieser Frau findet Einzug in sein Werk. Doch das tun auch all seine anderen Beziehungen.

Bettina Storks Buch „Poesie der Liebe“ ist ein Roman über diese Liebe, sofern man diese Abhängigkeit voneinander denn so nennen mag. Die Aufmachung des Buches ist nun wirklich nicht meins. Zwar ist „Poesie der Liebe“ ein Zitat von Frisch, jedoch wirkt das Titelbild eher wie das Cover für eine Schmonzette. Das ist schade.

Der Roman ist unterhaltsam und verarbeitet viele Details aus dem Leben der beiden Künstler auf einem Niveau, das ihn für eine breite Leserschicht interessant macht. Zwar wird in Storks Buch die Ambivalenz der Charaktere nicht ganz so deutlich, wie in einer Biographie, aber dafür die Interaktion in der Paarkonstellation deutlich.

In Ingeborg Gleichaufs Buch „Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit“ ist diese Diskrepanz, die in der Beziehung herrscht, sehr viel artikulierter. Sie nähert sich der Gefühlswelt der beiden an und unterlegt deren gemeinsamen Lebensweg mit ihrer Interpretation. Sehr fundiert, sehr fein, hervorragend formuliert.

Für beide Bücher in jedem Fall eine dicke Empfehlung. Macht Lust auf mehr!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Max Frisch – Entwürfe zu einem dritten Tagebuch

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...
Max Frisch – Entwürfe zu einem dritten Tagebuch

Max Frischs „Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“ knüpfen an die beiden legendären Tagbücher, die 1950 und 1972 erschienen an. Allerdings haben sie wenig mit der üblichen Form eines Tagebuchs zu tun. Max Frisch schreibt sie von Anfang an für ein Publikum. Und das merkt man selbstredend. In diesem Band geht es um den Kalten Krieg, um andere politische Fragen der 80er Jahre, den Krebstod eines engen Freundes, das Altwerden und sein Verhältnis zu Frauen.

Ich muss gestehen, dass mich diese Eintragungen relativ kalt gelassen haben, zumal ich bereits andere Tagebücher berühmter Personen las. Darunter Susan Sontag oder Astrid Lindgren, die ebenfalls viel über ihre Zeit, aber auch über sich selbst preisgeben. Für mich wurden dadurch Zeit und Person greifbar und ließen mich bereichert zurück. Max Frisch erlebe ich anders. Beobachtend, kühl, außen vor und selbst in seinem Bezug zum kranken Freund, dem er zweifellos zur Seite steht, seltsam abwesend.

Ich mag ihm hier absolut Unrecht tun. Aber so recht warm werde ich mit ihm nicht.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Judith Hermann – Daheim

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

„Daheim“ erzählt die Geschichte einer Entwurzelten, einer Nomadin.

Judith Hermann – Daheim

Sie lebt getrennt vom Ehemann, dem sie kleine Briefe aus dem Alltag schreibt und der Tochter, die der Mutter wechselnde Koordinaten ihrer jeweiligen Aufenthaltsorte sendet. „Ihre Koordinaten entfernen sich, sie tritt in ein Gewässer ein, das ungefähr ist und auf der Landkarte nicht vermerkt. Als wäre die Welt eine Kugel, die aufbricht, sich in ein Universum ergießt“. Sie sei ein Trabant, der, wie alle, um die eigene Sonne treibe. Ihre sei, so sagt sie, ihr Mann und ihr Kind. Beinahe hätte sie einen Kreuzfahrtschiff-Zauberer und dessen Frau, der sie an einer Tankstelle anspricht, als zersägte Jungfrau nach Singapur begleitet. Von der einsamen Wohnung und dem Blick auf Straße und Tanke der Jugend reicht ihr Blick bis in die Jetztzeit, ihr Dasein als Frau mittleren Alters, die im Norden zaghaft Kontakte knüpft, Provisorien zu Institutionen werden lässt und eine Liebesaffäre mit einem eigenbrötlerischen Schweinefarmer und Bruder ihrer Freundin beginnt.

Transitorisches bleibt, Vorläufiges, Belangloses, die Suche nach Heimat, das Spiel mit Nähe und Distanz, immer gibt es eine Überraschung. Der Tod trifft die zwanzigjährige Übergangsfreundin des Bruders, dem die Protagonistin in der halbherzig geführten Gaststätte hilft. Die Tochter bleibt eine Ahnung, der Ehemann Sammler der Dinge, der Historie, bis er ihr einen Weltempfänger schickt, begleitet von den Worten: „Ich versuche das Archiv aufzulösen, weil die Welt sich auflöst. Es gibt Sachen, die du gebrauchen kannst, die wir gebrauchen werden, damit wir uns nicht aus den Augen verlieren.“

Am Schluss steht sie wieder da, die Freiheit, dahin zu gehen, wohin einen das Herz trägt.

Mir hat die Geschichte viel Freude gemacht: Spannende Charaktere, Dauermelancholie, eine schön erzählte, verschachtelte Geschichte, karge, gekonnt genutzte und poetische Sprache.

Daumen hoch!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Arno Geiger – Das glückliche Geheimnis

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Er kann’s, gar keine Frage. Und er kann es gut: Schreiben nämlich. Bisher habe ich von Arno Geiger nur „Der alte König in seinem Exil“ gelesen und war sehr berührt und mitgenommen von der Schilderung der Demenz seines Vaters. Schon da beweist Arno Geiger Empathie und das Auge fürs Detail. All das wird verpackt in einer schönen, eigenen Sprache, mit Sätzen, die ich mir herauspicken, für mein eigenes Leben nutzen kann, die mich begreifen lassen. Er ist unglaublich nahe dran an uns Menschen und erzählt in seinem Buch „Das glückliche Geheimnis“, warum ihm das gelingt.

Arno Geiger – Das glückliche Geheimnis

Hinter diesem „glücklichen Geheimnis“ verbergen sich Touren durch die Altpapier-Container seiner Stadt Wien. Er unternimmt sie über Jahrzehnte, ganze 25 Jahre lang, mit gelegentlichen Pausen und mit sich wandelnder Intention. Er fischt Bücher heraus, darunter welche, die er teuer verkaufen kann, Briefpapier zum Schreiben, Briefmarkensammlungen, Briefkonvolute und Tagebücher fremder Menschen, wertvolle Kunstdrucke und Postkarten. In Jahren, in denen er von wenig Geld lebt, unterstützen die Funde das Portemonnaie und seinen Traum, ein Schriftsteller zu werden. Letzteres, sowohl in monetärer als auch in inhaltlicher Hinsicht. Denn die Briefe und Tagebücher liest er, erfährt Ab- und Hintergründiges, von Schicksalen, Beziehungen und Gaunerstückchen. Ganz nebenbei sind seine, schließlich auf die Morgenstunden verlegten Touren, dann, wenn die Straßen noch leer sind, sein Fitnessprogramm. Er unternimmt sie mit dem Rad und muss sich in die Container hineinhangeln, entwickelt Techniken für seine Suche.

Manch ein Ordnungshüter begegnet ihm dabei, manch Passant macht eine Bemerkung, doch stören tut es niemanden, verboten ist das nicht, was er tut. Dennoch ist ihm das Sammeln gelegentlich peinlich. Es bleibt ein Geheimnis, dass er nur mit seinen diversen Partnerinnen teilt. Nur selten äußert einer mal einen Verdacht hinsichtlich seines Tuns.

Arno Geiger berichtet daneben viel über sich selbst. Wir erfahren von gescheiterten Beziehungen, von dem Weg eines Paares aus Krisen hin zu einer unnachahmlichen Vertrautheit, die auf eben jenen fußt. Wir erfahren von einer Persönlichkeit, die sich an Öffentlichkeit aufreibt, an einem Traum, dessen Verwirklichung er nicht gänzlich selbst in der Hand hat und der sich stellenweise in eben jener Wirklichkeit als schwierig erweist. Wir erfahren außerdem ein bisschen von der Entwicklung eines jungen Mannes zu einem im mittleren Alter, seinen Erfahrungen, Ängsten, Zweifeln und Stärken.

Es ist ein Buch über das Schreiben, über Erfolg und Misserfolg, über die Liebe, über das Kennenlernen von Menschen, das Erfassen dessen, was Menschsein ausmacht. Es ist eine Hommage an das Alltägliche, das Abgründige und Zufällige. Es ist ein Teil einer Biographie eines Autors und es ist ein Bild von uns selbst. Das „glückliche Geheimnis“ ist gelüftet und ich bin froh, eine der Mitwissenden zu sein! Dankeschön!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Juli Zeh – Spieltrieb

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...
Juli Zeh – Spieltrieb

Sie hat einen Hang zum Verbotenen, so scheint es. Die Protagonistin Ada ist Schülerin an einem Gymnasium in Bonn. Sie gilt als Außenseiterin, ist intelligent und provokant. Dass sie sich überlegen fühlt, lässt sie ihr Umfeld spüren und legt sich mit dem Geschichtslehrer an. Sie schließt Freundschaft mit Olaf, einem Mitglied der Schülerband. Als sie diesen jedoch bloßstellt, zerbricht das Band zwischen ihnen. In ihrem zweiten Jahr auf dem Gymnasium erscheint ein neuer Mitschüler auf der Schule. Sie schließt sich dem drei Jahre älteren Alev an, bewundert ihn und liest, was er ihr an Lektüren weitergibt. Dazu gehört auch Material zur Spieltheorie, einer mathematische Annahme, bei der Entscheidungsituationen modelliert werden, in denen Teilnehmer miteinander interagieren. Ziel dieser Theorie ist es, Entscheidungen von Personen in Konfliktsituationen vorauszusehen. Ihr Experimentierfeld ist bald abgesteckt. Sie vergehen sich am Deutsch- und Sportlehrer Smutek, der Ada schon eine Weile allein beim Laufen begleitet. Ada hat dessen Frau vor dem Selbstmord aus einem See gerettet und wurde von Smutek anschließend nackt in eine warme Wanne gelegt. Ada verführt Smutek und das wöchentliche Stelldichein wird von Alev fotografisch dokumentiert. Smutek wird von Ada und Alev erpresst. Doch es kommt anders als gedacht.

Böse Bonny and Clyde-Geschichte. Leseempfehlung!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Juli Zeh – Nullzeit

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Juli Zehs Roman „Nullzeit“ spielt auf der Urlaubsinsel Lanzarote. Berichtet wird einmal aus der Perspektive eines Tauchlehrers und aus der einer Urlauberin, die bei ihm und seiner Frau, die dort seit über einem Jahrzehnt gemeinsam eine Tauchschule mit angeschlossener Pension betreiben, Ferien macht. Die Urlauberin und ihr Mann verlieren sich in zerstörerischen Kämpfen. Der Tauchlehrer ergreift Partei und verliebt sich in die Urlauberin.

Juli Zeh – Nullzeit

Im Verlauf des Romans weichen die beiden Perspektiven – die Erzählung des Tauchlehrers und die Tagebucheintragungen der Urlauberin – immer mehr voneinander ab. Wir wissen nicht mehr, wer von beiden die Wahrheit erzählt.

Glänzend aufgebaut, spannend erzählt. Dicke Leseempfehlung!

Ergänzung und weil‘s mich so oft ärgert: Manch KritikerInnen vergreifen sich an Texten von Juli Zeh und lästern, es handele sich nicht um Literatur. Mir ist das ziemlich schnurz. Als ehemalige Buchhändlerin habe ich immer schon alles gelesen, was mir unter die Finger kam. Es galt, gut ist, was mir gefällt und das änderte sich, je nach Befindlichkeit, Alter und Lektüreerfahrung. Zwar gibt es auch bei mir gewisse Grenzen – wenn eine/r allzu sehr in die Klischee-Kiste greift, zum Beispiel – oder das Buch und ich einfach kein Paar werden wollen, ich mich nicht berührt fühle oder wenn es zu sehr aus der Zeit fällt, also beispielsweise ein Frauenbild wiedergibt, das mir gegen den Strich geht. Aber, wie Arno Geiger betont, man muss „mehr Alltägliches lesen, Zweitrangiges, Vorläufiges, Verworfenes“ und „das Alltägliche und Beiläufige zeigt uns … eher so, wie wir sind, nicht so wie wir gerne wären. Das Raue tritt in den Vordergrund, das unvermittelt Ehrliche, das Verzweifelte, das Niederträchtige, das Zärtliche, vermischt mit Unbeholfenheit“. Das hat mir sehr gefallen.

Juli Zehs Bücher bleiben dicht am Menschen. Ja, auch sie sind komponiert, bewusst konstruiert, auf ein Ziel aus und daher hinkt der Vergleich etwas. Was ich meine ist, es ist unnötig, Geschriebenes stets nur am Erreichen stilistischer Brillanz und Originalität zu messen. Nicht immer erfasst Hochliteratur, was Menschlichkeit ausmacht, verliert sich im intellektuellen Herumspinnen, liebt die Form mehr, als den Inhalt. Ja, Sprache kann LeserInnen Spaß machen. Das Handwerk kann begeistern. Ich schaue einer/m AutorIn gerne beim Jonglieren mit Worten zu. Die Geschichte aber, die erzählt wird, ist mindestens genauso wichtig. Dass mich ein Text im Innersten erreicht und in einen Dialog mit mir tritt. Hochgeistiges lässt viele Menschen zurück und es ist ein Unding, dass sich jene, die sich hier zugehörig fühlen, die die Techniken und Sprache dieser sogenannten Elite beherrschen, über alle anderen erheben. Wo ist ihre Fähigkeit zum Gespräch, zur Weitergabe ihres Wissens, über die üblichen Grenzen hinaus? Warum sehen sie nur Fehler, wo auch Essenz ist? Und warum ist ihre Sprache die alleinseeligmachende?

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Åsa Larsson – Sonnensturm und Weiße Nacht

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Die Schriftstellerin und Juristin Åsa Larsson wuchs in Kiruna, der nördlichst gelegenen Stadt Schwedens auf. In ihren Kriminalromanen um die Anwälting Rebecka Martinsson greift sie auf ihre Biographie zurück. Ich habe die beiden ersten Romane der Autorin gelesen, „Sonnensturm“ und „Weiße Nacht“. Sie hängen thematisch zusammen, denn beide bewegen sich im Bereich schwedischer, freikirchlicher Vereinigungen.

Åsa Larsson – Sonnensturm und Weiße Nacht

Im Band „Sonnensturm“ wird der charismatische Leiter einer Freikirche ermordet. Rebecka Martinsson wird von dessen Frau um Unterstützung gebeten und gerät dadurch mitten hinein in die Machenschaften der Kirche und ihrer Führer. In der Vergangenheit war sie selbst ein aktives Mitglied dieser Kirche, wurde von einem leitenden Mitglied geschwängert und trieb das Kind ab. Das Töten des Embryos ist in den Augen der Religionsführer ein Mord, der sie aus der Gemeinschaft ausschließt und das Leben am Ort Ihrer Kindheit unmöglich macht. Sie flieht in die Stadt und verliert gänzlich ihren Glauben. Als sie schließlich zurückkehrt, ist sie nach wie vor nicht bei allen willkommen. Sie findet Zuflucht im Haus ihrer Großmutter, das sie geerbt hat und Zuspruch durch den alten Nachbarn Sivving. Ihre Freundin wird des Mordes angeklagt. Rebekka, die sicher ist, dass sie nicht die Täterin ist, macht sich auf eine gefährliche Spurensuche.

Im zweiten Band „Weiße Nacht“ kehrt Rebekka, seelisch aufgerieben, durch die hinter ihr liegenden Erfahrungen wieder nach Kiruna zurück. Die Kommissarin Anna-Maria Mela beschäftigt sich da bereits mit einem zweiten Mord, den an der Pastorin Mildred. Und auch wenn Rebekka versucht, sich aus allem herauszuhalten, gerät sie auch dieses Mal wieder mitten hinein in den Sog aus Tod und Verderben.

Was mir besonders gut gefällt, ist, dass hier Frauen das Wort haben und den Ton angeben. Sehr schöne, unterhaltsame Krimilektüre!

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Virginia Woolf – Ein Lesebuch

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Virginia Woolf war eine der außergewöhnlichsten AutorInnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihre Belesenheit veranlasste sie zunächst dazu, Rezensionen für diverse Zeitschriften zu verfassen, bevor sie sich der erzählenden Literatur zuwandte. Sie erfuhr Missbrauch durch einen ihrer Stiefbrüder in der Kindheit und frühen Jugend und erkrankte an einer bipolaren Störung, die schließlich dazu führte, dass sie sich, befürchtend, in eine neue Episode der Depression zu verfallen, das Leben nahm.

Virginia Woolf – Ein Lesebuch

Sie verfasste mit „Ein Zimmer für sich allein“ einen Text, der wegbereitend für die folgende Frauenbewegung sein sollte und noch heute nichts an Aktualität verloren hat. Selbst dann nicht, wenn man von der ein oder anderen Forderung ihres Buches nicht überzeugt ist. Allein die Tatsache, dass sie sich der Thematik zuwandte und Frauen in ihrem Streben, eine gesellschaftlich relevante Position anzunehmen, unterstützte, war zukunftsweisend. Ihre Rolle, die sie gemeinsam mit ihrer Schwester Vanessa und ihrem Bruder Toby bei der Gründung der Bloomsbury Group einnahm, ist revolutionär zu nennen. Innerhalb der Gruppe wurden gesellschaftliche Konventionen über Bord geworfen, Ansichten und Beziehungen neu definiert, neue Lebens- und Kunstformen etabliert.

Virginia Woolfs Sprache ist unverwechselbar. Bildreich und verwoben erinnern mich ihre Romane und ihre Kurzprosa zuweilen an eine fein ziselierte Stickarbeit auf hauchdünnem Gewebe. Manchmal gerät ein Regenschauer darauf oder jemand zieht daran, bis es einen Riss gibt, den man wieder flicken muss. Als gäbe es immer einen kleinen Misston im Hintergrund eines flüssigen Musikstücks, eine lauernde Gefahr im hohen Gras eines Sommers.

Ihre Essays bedienen sich einer ähnlichen Couleur. Sie sind fokussiert, gelegentlich ironisch und gespickt mit Anspielungen und Metaphern. In ihren Tagebüchern und Briefen nimmt sie Bezug auf ihr tägliches Leben, beschreibt Landschaften, Erlebnisse, Zweifel und Verzweiflung und bekennt, dass sich Außen- und Innenleben manchmal eklatant unterscheiden.

Das vom S.Fischer-Verlag zusammengestellte Lesebuch erschien bereits 2006, ist aber immer noch zu haben. Versammelt sind Auszüge aus ihren Romanen, Tagebüchern, Briefen und eine Auswahl ihrer Essays und Kurzprosa. So erhält man einen kleinen Einblick in ihr Gesamtwerk. Die Romane nur in Auszügen zu lesen, ergab für mich wenig Sinn. Für den ersten Eindruck ihres Schreibens sind sie sicher hilfreich. Allerdings nehmen sie fast die Hälfte des Buches ein. Das Lesebuch beginnt mit ihnen und so wird mancher Leser erst gar nicht bis zu den für dieses Format weitaus geeigneteren Texten gelangen, da die Unvollständigkeit enttäuscht. Wenn man sich damit zufrieden gibt, eine schöne Auswahl an Texten für den Einstieg vor sich zu haben, ist es genau dafür gut genug.




Karen Köhler – Miroloi

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ich mochte das Buch, trotz seiner vorhandenen, nicht zu übersehenden Lücken und gelegentlicher Ungenauigkeiten.

Karen Köhler – Miroloi

Eine Frau lebt als Außenseiterin auf einer archaisch strukturierten Gesellschaft. In 128 Strophen wird ihr Leben als Namenlose erzählt. Männer dominieren Frauen, züchtigen und vergewaltigen in dieser von der sonstigen Welt völlig abgeschotteten Enklave. Weibliche Bildung darf nicht sein. Und doch schafft es jene Frau ohne Namen, das Lesen und Rechnen zu lernen und aus dieser Gesellschaft auszubrechen. Die Sprache der jungen Frau ist rudimentär und so ist auch die Sprache des Buches die ihre. Ihr Blick auf die Welt ist durchzogen von Brüchen, kindlicher Wahrnehmung und bis zum Schluss das Manifest einer Zurückgelassenen, Ausgestoßenen.

Leichte Unterhaltung mit einer interessanten Färbung.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Jenny Lecoat – Die Übersetzerin

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Manchmal muss es was richtig schmalziges, ohne allzu großen Anspruch sein. „Die Übersetzerin“ von Jenny Lecoat ist so ein Schinken, den ich mir als Hörbuch auf der Fahrt zur Arbeit angetan habe.

Jenny Lecoat – Die Übersetzerin

Die Anschaffung als Buch lohnt wahrlich nicht, obschon die Geschichte ihren Zweck rundum erfüllt. Eine Prise Liebe, Suspense und Moral zum Würzen und ein bisschen Historie als Sahnehäubchen obendrauf – die Klischees sitzen, Gut und Böse sind klar erkennbar und natürlich gibt’s ein Happy End.

Hedy flieht als Jüdin, von den Nazis verfolgt, nach Jersey. Die Kanalinseln aber werden bald schon besetzt und so beginnt, nach anfänglichen Versuchen im Widerstand, ein Leben im Verborgenen, bis zur Befreiung. Warum allerdings der Verlag aus dem Originaltitel „Hedy’s War“ „Die Übersetzerin“ macht, ist nicht so recht nachzuvollziehen, da er simpel den Beruf der Protagonistin beschreibt, der für den Plot keine Rolle spielt.

Empfehlung? Nun ja – wenn man einen Abschaltknopf für die Krise braucht, ist die Geschichte, trotz der ernsten Historie, perfekt.

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Quentin Bell – Virginia Woolf

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Quentin Bell, Kunsthistoriker, Schriftsteller, Maler und Keramiker schreibt in dieser Biographie über Virginia Woolf, seine Tante. Er ist der Sohn der Malerin Vanessa Bell und des Kunstkritikers Clive Bell. Die Biographie entstand Anfang der 70er Jahre, als Bell in seinen 60ern ist.

Quentin Bell – Virginia Woolf

Nun kann man wohl keine Biographie am Tatsächlichen messen. Immer ist sie Interpretation eines Lebens, gemischt mit zusammengetragenen Fakten und Aufzeichnungen, hier zweifellos auch mit Erinnerung und persönlicher Wahrnehmung. Sehr oft habe ich mich gefragt, wie es gewesen wäre, hätte die Nichte die Biographie geschrieben. (Es gibt nicht nur ein Buch von Angelica Garnett, allerdings geht es in ihren Schriften um ausgewiesen persönliche Erinnerungen an Charleston House und das Leben in einer Künstlerfamilie.) So kann man beispielsweise das Verhältnis zu Vita Sackville-West auch aus konträrer Perspektive betrachten und ihm mehr Bedeutung geben. Das tut Bell nicht.

Auch der Missbrauch durch den Bruder in der Kindheit wird nur touchiert, nahezu verharmlost. Das tragische Ende im Selbstmord zitiert den Brief an den Ehemann und schließt damit.

Dennoch ein Buch, das viel Stoff liefert und die Lektüre lohnt. Die einseitig männliche Perspektive von jemandem, der 1910 geboren wurde, sollte man dabei im Hinterkopf behalten.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Marianne Gilbert Finnegan – Das gab‘s nur einmal

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...
Marianne Gilbert Finnegan – Das gab‘s nur einmal

Marianne Gilbert Finnegans Buch „Das gab’s nur einmal“ über ihr Leben als jüdischer Flüchtling Ende der 30er, Anfang der 40er Jahre in New York reizte mich sehr.

Jedoch enttäuscht das Buch: Es ist ein bisschen wie das Instagram-Account einer höheren Tochter mit Profilneurose. Es wird über den Sonntagsbraten und das Nähtalent der Mutter weit häufiger geredet, als über die politische Lage der damaligen Zeit.

Insgesamt nette Erinnerungen mit wenig Fundament, selbst bei dem Background.

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Nadja Bucher, Stephanie Mold, Angelika Slavik, Nikolai Soukup, Jörg Zemmler – Bevor ich sterbe

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...
Nadja Bucher, Stephanie Mold, Angelika Slavik, Nikolai Soukup, Jörg Zemmler - Bevor ich sterbe

Ein Hörbuch, bei dem ich zunächst gezögert habe. Das Cover ist grauenhaft und das Thema – Gespräche mit Sterbenden – kostete Überwindung. Und nun bin ich sehr froh, dass ich es höre.

Die Geschichten erzählen von den prägendsten Erlebnissen vieler Leben. Sie sind mal traurig, mal berührend, voller, prallem Leben und eine wunderschöne Hinterlassenschaft all dieser Menschen.

At the end we become stories…

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Martin Suter, Benjamin von Stuckrad Barre – Alle sind so ernst geworden

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...
Martin Suter, Benjamin von Stuckrad Barre – Alle sind so ernst geworden

Sie lassen sich über alles mögliche aus: Über Badehosen, die Aussprache von Ibiza, das Kochen, den Umgang mit Geld, sie lassen Siri ein Gespräch führen und erzählen von ihrem Umgang mit Drogen, sie sind verliebt oder lieben, sezieren Lückenfüller, den Teufel und Gott.

Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu beiden Autoren. Manches ihrer Bücher hat mich amüsiert, unterhalten oder betroffen gemacht. Manch anderes erregte meinen Widerwillen. Ich habe beide in Porträts oder Talk Shows erlebt und ein Promi-Bild von ihnen im Kopf, ein Vorurteil, das mitschwingt, wenn ich lese.

Die Zwiegespräche beider haben mich unterhalten, mich in meinen Vorurteilen bestätigt und erhalten den Zwiespalt aufrecht. Sei‘s drum.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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Maddalena Fingerle – Muttersprache

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ich hatte mir mehr von Maddalena Fingerles „Muttersprache“ versprochen, in dem ein Junge, in Südtirol aufwachsend, ein sehr eigenes Verhältnis zu Sprache hat.

Maddalena Fingerle – Muttersprache

Paolo Prescher ist nahezu besessen von Wörtern. Für ihn hat Sprache Textur, Form und Farbe, wird synästhetisch wahrgenommen. Einige Wörter sind dreckig. Er hasst diese Wörter und jene, die sie gebrauchen. Sein Verhältnis zu Mutter und Schwester ist schwierig. Vor allem seine Mutter verschmutzt ihm die Wörter, aber nicht nur ihm, sondern auch dem Vater. Am Ehesten versteht er sich noch mit ihm, dessen Aphasie fast als Gabe und nicht als Krankheit erscheint. Paolo empfindet seine Mutter als unehrlich, seine Schwester als boshaft. In seiner Heimatstadt Bozen fühlt er sich nie zuhause, insbesondere, weil sie sich nicht auf eine Sprache verständigen kann und mit ihrer Zweisprachigkeit zu hofieren scheint. Doch der Vater bringt sich um, der Sohn geht nach Deutschland und alles ändert sich mit Mira. Oder doch nicht?

Kein schlechtes Buch. Ein Favorit wird es trotzdem nicht.

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

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