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Schlimme Dienstleisterwerbung

von Dirk Jürgensen ...

„Versichern heißt verstehen,“ sagt ein Versicherungskonzern in seiner Werbung. Nein, Versichern heißt, ohne sich hinter Kleingedrucktem zu verschanzen, schnell und vollständig zu zahlen, wenn der Versicherungsfall eintritt.

Ich will auch keine Bank, die mich versteht, ich will eine, die mir möglichst hohe Zinsen auf mein Guthaben zahlt, möglichst geringe Zinsen und Gebühren verlangt, falls ich einen Kredit brauche, schnell, möglichst kostenlos und unbürokratisch Aufträge ausführt und ansonsten zuverlässig arbeitet. Dabei ist mir auch völlig egal, ob die erbrachte Leistung durch Leidenschaft oder nur aus Gewinnstreben erfolgt. Leidenschaft macht nicht satt. Weder mich noch Herrn Ackermann.

Ebenso halte ich eine Werbung für abschreckend, in der ein zutiefst unsympathischer Zeitgenosse, dem einer abgeht, wenn er einen Geldschein in die Hand nimmt, behauptet, einmal nicht an Geld zu denken, sei höchstens etwas für Karpfen. Wäre ich Kunde einer in dieser Art werbenden Bank, wäre ich es die längste Zeit gewesen.

Auch soll mir mein Stromlieferant nicht erklären, wie das denn so mit den erneuerbaren Energien funktioniert, sondern mir garantieren, dass er sein Geld nur mit erneuerbarer Energie verdient, diese weiter ausbaut und in die Entwicklung eines dezentralen Netzes investiert.

Ich will in Verbindung mit Tarifen, egal ob es sich um Energie, Telefon oder Versicherungen handelt, das Wort „einfach“ nicht mehr hören oder lesen. Immer, wenn etwas „einfach“ genannt wird, ist genau das Gegenteil der Fall, ist es viel zu kompliziert, mit verstecken Tücken und Kosten behaftet und so verwirrend, dass nicht einmal mehr der Verkäufer sein Produkt versteht. Immer, wenn das Wort „einfach“ in einer Werbeaussage auftaucht, spüre ich fast körperlich die Verarschung.

Gelogen oder zuviel versprochen wurde in der Werbung zu allen Zeiten. Da muss man sich nicht aufregen, denn das ist immer dann der Fall, wenn man etwas verkaufen will und dabei einsieht, dass die Konkurrenz eigentlich die besseren Produkte hat. Dienstleistern, ihnen gilt mein Rat besonders, würde es helfen, in diesem Sinne zu überlegen, welchen Dienst sie dem Kunden leisten, wenn sie ihn denn überhaupt noch leisten.

Vielleicht ist es ja ein Zeichen von Resignation auf der Angebotsseite, wenn man von den Eigenschaften seines Produktes oder seiner Dienstleistung ablenkt, anstatt damit Werbung zu betreiben?

Mir könnte diese Frage als Verbraucher grundsätzlich egal sein, wenn ich der zunehmend bescheuerten und verfehlten Dienstleisterwerbung (s.o.) besser ausweichen könnte.