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Rote Blaupausen. Ein Wegweiser zu alten und neuen Utopien

von Dirk Jürgensen ...

Wir brauchen Utopien – Teil 4

Wolfgang Both - Rote Blaupausen. Eine kurze Geschichte der sozialistischen Utopien

Wolfgang Both – Rote Blaupausen

– Spätestens seit dem durchaus verdienten Zusammenbruch der sozialistischen Systeme und der darauf folgenden konkurrenzlosen Allmacht kapitalistisch geprägter Gesellschaften scheinen Sozialutopien keinen Platz mehr in unserer Vorstellungswelt zu haben. Das ist verständlich, denn der Kapitalismus lebt von der Hoffnung auf Besserung, auf ein grenzenloses Wachstum ohne Ziel. Das Erreichen eines Ziels, ein Idealzustand passt nicht in dieses Denken, denn nach dem Zieleinlauf, nach dem Eintreten von Zufriedenheit, würde Stillstand eintreten. Das wäre fatal für den Kapitalismus und ist aber eine vielleicht etwas zu kurz formulierte, nach meinem Verständnis jedoch zutreffende Erklärung dafür, warum es Utopien derzeit so schwer haben.

Die Ideen der frühen Sozialisten und Kommunisten werden sogar von innigsten Vertretern des Kapitalismus mit einem Lächeln als gut gemeint, als Idealistisch anerkannt, jedoch für undurchführbar gehalten. Utopien eben, die mit Hirngespinsten, unerreichbaren Wunschvorstellungen seltsamer

Ein Begriff, den ich aufgrund seiner meistens von konservativen bis sehr rechtsgerichteten Kritikern in seiner negativen Belegung ablehne. Was will man denn sein, wenn es kein „Gutmensch“ sein darf, ein „Schlechtmensch“?
gleichgesetzt werden, die das nicht auszutreibende Machtstreben und die Raffgier des bewiesenermaßen unverbesserlichen Menschen leugnen. Diese immer wieder durchscheinenden miesen Eigenschaften des Menschen, so ist es einhellig zu hören, treiben die Wirtschaft an, sind Motor des Fortschritts und haben letzthin auch die auf Gerechtigkeit und Gemeineigentum fußenden Ideen der Sozialisten verraten.

Ich vermute, dass die von vielen Sozialisten seit Marx und Engels ausgesprochene Ablehnung der Utopie einen Teil zum Scheitern ihres Projekts beigetragen hat. Dieses „Bilderverbot“ hat den Menschen ihr Ziel, ihre Vorstellung einer besseren Zukunft genommen und dem Abweichen vom Weg dorthin nicht entgegensetzen können. Der Mensch braucht Bilder, wenn diese auch wissenschaftlichen Methoden nicht standhalten können. Wer sagt denn, dass sie es müssen?

Einen aufschlussreichen Beitrag (nicht nur) zur Beantwortung dieser Frage leistet Wolfgang Both in seinem Buch „Rote Blaupausen – Eine kurze Geschichte der sozialistischen Utopien“. Neben Edward Bellamy und Mack Reynolds werden darin zahlreiche bekannte und unbekannte Schriftsteller aus verschiedenen Ländern vorgestellt, die es wert sind, wieder einmal aufgelegt, gelesen und besprochen zu werden. Auch macht „Rote Blaupausen“ Appetit auf eine Fortführung utopischer Entwürfe der Vergangenheit, denn Both schreibt:

„Die Anzahl der Weltentwürfe mag geringer geworden sein. Aber die Auseinandersetzung über die Gestaltung einer freien und gleichen Gesellschaft, über die gerechte Verteilung von Gütern und den Reichtum der Welt geht in vielen Kreisen weiter. Die wachsende Komplexität unserer Welt und unser Bewusstsein davon erfordern noch gewagtere Entwürfe als die hier besprochenen. “ (Rote Blaupausen S. 206)

Ja, wir brauchen Utopien.

Ein empfehlenswerter Wegweiser zu alten und neuen Utopien, wenngleich leider recht kostspielig:

Wolfgang Both

Rote Blaupausen. Eine kurze Geschichte der sozialistischen Utopien

Utopisch-Phantastische Bibliothek, Sonderband

Auf 222 Exemplare limitierte und nummerierte Ausgabe

Leinen mit Schutzumschlag | 238 Seiten | Euro 49,00

ISBN 978-3-926126-83-2

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