Melanie Raabe – Die Kunst des Verschwindens
Sie hat mich nicht. Nein, sie hat mich nicht gekriegt mit ihrem Roman „Die Kunst des Verschwindens“.
Ich weiß nicht genau, was ich nach Lesen des Klappentextes erwartet habe… kein literarisches Meisterwerk, gute Unterhaltung und eine schlüssige Geschichte schwebten mir vor. Höher ist der Anspruch des Buches sicher nicht und man kann auch nicht unbedingt von Nichterfüllung meines Wunsches sprechen. Dennoch dachte ich beim Zuschlagen des Buches, weniger Brimborium hätte es auch getan.
Die Form ist nicht neu – erzählt wird aus zwei verschiedenen Erzählperspektiven. Wenn Nico, eine der beiden Protagonistinnen zu Beginn von einem mysteriösen Mann erzählt, den sie ihrem Freund beichten muss, gerät man auf die erste vieler falscher Fährten. Und auch die Beziehung zwischen Ellen, einer berühmten Schauspielerin und zweiten Hauptperson und ihrem vermeintlichen Freund bleibt zunächst nebulös. Und was hat das Fährunglück und der unverarbeitete Verlust der Mutter für Nico zu bedeuten? Beide Frauen begegnen sich scheinbar zufällig und haben gleich einen außergewöhnlichen Draht zueinander. Schon beim Betrachten einer Werbung an einer Hauswand, auf der die Schauspielerin abgebildet ist, glaubt Nico an eine Verbindung zwischen ihnen beiden. Ellen verschwindet, ohne ein Lebenszeichen zu hinterlassen und Nico macht sich auf die Suche nach ihr.
Ein Spur Krimi samt Leiche hier, eine Prise Mysterium plus Zufall dort, ein kleines bisschen Zuviel an überraschenden Wendungen und Figuren, die als Vermittler dienen müssen, um die Geschichte einigermaßen logisch bleiben zu lassen. Es bedarf recht vieler Erklärungen und Nebenschauplätze, um schließlich ein ziemlich konstruiertes Ende zu erreichen, in dem alle Fäden zusammenlaufen. Die Sprache – solide, aber nicht besonders raffiniert.
Für mich war’s ein Roman unter vielen und keiner, der mich lange begleiten wird. Sehr schade!
© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.
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