1

Barack Obama – Ein amerikanischer Traum

von Maria Jürgensen (Marie van Bilk) ...

Ob seine Präsidentschaft erfolgreich war? Ob er hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben ist, viele Fehler gemacht oder vieles richtig gemacht hat? Die Antwort fällt mir schwer. Obama ist sicherlich eines für mich: Ein typischer Amerikaner. Ich habe mich immer schwer damit getan, die Mentalität zu begreifen, die von so vielen Idealen, aber auch von Puritanismus, gelegentlich gar religiösem Fanatismus und Heldenglauben geprägt ist. Dieser Satz „Du kannst alles erreichen“ ist mir suspekt.

Und doch liegt „Promised Land“ auf dem Stapel, außerdem zwei Bücher über das kulturelle Erbe von Barack Obamas Vater und eines über seine Studienzeit.

Barack Obama – Ein amerikanischer Traum

Obama entspringt meiner Generation, ist gerade mal zwei Jahre älter als ich, ist aber in einer völlig anderen Welt aufgewachsen. Amerika war in einer Zeit, in der der Krieg gerade mal zwanzig Jahre zurücklag, als ich geboren wurde, die Besatzung sichtbar, Amerikaner in einem der Nachbardörfer stationiert waren, ausschließlich durch amerikanische Filme erste Vorbilder konstruiert wurden, trotz allem auch für mich eine feste Größe. Mich interessierte Obamas Motivation, seine Idee hinter dem Wechsel zu einem anderen Bewusstsein der Amerikaner, der Grund für sein Engagement als Politiker, Themen, die im Buch „Ein amerikanischer Traum“ enthalten sind. Die Bürgerechtsbewegung, die Wut der Zurückgelassenen, die Gräben innerhalb der amerikanischen Gesellschaft werden genauso behandelt, wie scheinbar profaneres, das Verhältnis zu seiner Herkunftsfamilie in Kenia etwa und was er an Erkenntnissen und neuen Beziehungen aus der Begegnung mit ihr gewinnt. Obama wächst als Sohn einer weißen Amerikanerin und eines schwarzen Amerikaners, schließlich als Stiefsohn eines Indonesiers auf, lebt auf Hawai, in Indonesien, Kalifornien und Chicago. Seine durch Herkunft und Ausbildung entstehende Priviligiertheit, die ihn herauskatapultiert aus dem sonst üblichen Alltag vieler schwarzer Amerikaner weckt breites Misstrauen. In Amerika schwarz zu sein, ist schmerzhaft. Konfrontationen und Kämpfe sind tägliches Geschäft. Auch das schildert er. Obama arbeitet als Stadtteil-Helfer, sammelt Erfahrungen im Spannungsfeld zwischen Weißen und Schwarzen, begegnet weißer Überheblichkeit, schwarzer Resignation, lernt religiöse Ignoranz kennen und politische (In)kompetenz.

Obama setzt sich in diesem Buch kritisch, und nach Verstehen suchend mit allen Bevölkerungsgruppen auseinander. Er baut Idealmodelle, pauschalisiert an einigen Stellen, entwickelt eine eigene „Attitude“. Nun…gibt es den amerikanischen Traum? Offenbar gibt es einen äußerst starken Glauben daran und eine unausgesprochene Guideline, einen Maßstab an dem Gescheiterte in dieser Gesellschaft schonungslos gemessen werden. Brüche sind unübersehbar.

Ein sehr amerikanisches Buch…

© Marie van Bilk/Maria Jürgensen – Veröffentlichungen, auch in Auszügen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

Für alle hier besprochenen Bücher gilt: Unterstützt möglichst den lokalen Buchhandel!

Weitere Kurzrezensionen