Karstadt und das Ende der Warenhäuser

von Dirk Jürgensen ...

Tausendfach, alles unter einem Dach – Das war einmal

Warenhaus in Schieflage – Ältere mögen sich erinnern. An jene Errungenschaft der modernen Welt, für einen Artikel nicht mehr von Geschäft zu Geschäft laufen zu müssen, weil es doch in jeder größeren Stadt mindestens einen Kaufhof, Wertheim, Horten, Hertie oder Karstadt gab. Eines dieser Warenhäuser genügte, um sich vollständig einzukleiden und ganz nebenbei auch noch Lebensmittel, Kosmetik, Uhren und Schmuck oder Haushaltartikel in riesigen Tüten nach Hause zu schleppen. Kleine Geschäfte mögen geflucht haben, aber als Kunde liebte man, endlich „tausendfach, alles unter einem Dach“.

Heute sind Warenhäuser nur noch das Abbild der Fußgängerzonen mit ihren Marken-Stores. Wer ein T-Shirt kaufen möchte und keine spezielle Marke präferiert, muss teils sogar auf mehreren Etagen verstreute Shop-in-Stores-Inseln aufsuchen, um endlich das richtige zu finden. Das sind Läden im Laden, die es mit der gleichen Auswahl auch noch einmal als Laden in der Fußgängerzone gibt, was Vielfalt allenfalls vortäuscht.

Früher waren viele Dinge schlechter, aber gesuchte Artikel waren wenigstens schneller in speziellen Abteilungen zu finden. Die Rückkehr zu dieser alten Warenhaustugend würde den Markenvertrieblern zwischen Esprit, S.Oliver, Tom Tailor, Superdry oder sonstigen gerade einmal angesagten Brands nicht gefallen – und vielen Kiddies, die es nicht mehr anders kennen auch nicht – aber ich werde das Gefühl nicht los, dass genau dieses Problem ein Grund für den Niedergang der Warenhäuser gilt. Nicht umsonst schließt in Düsseldorf gerade das einstige Horten-Stammhaus an der Berliner Allee (mit seiner leider noch immer nicht unter Denkmalschutz stehenden Eiermann-Fassade) und bangen die Karstadt-Mitarbeiter der ganzen Republik um ihre Arbeitsplätze, weil ihr Eigentümer Nicolas Berggruen höchstwahrscheinlich einen Verkauf anstrebt.

Neu ist das Thema nicht und außer der Verwendung der neudeutschen Bezeichnung als Department Store ist dem Management im Sinne einer Abgrenzung vom kleinteiligen Einzelhandel und einer Eigenständigkeit des eigenen Profils nichts eingefallen, wie der Rückblick auf eine Geschichte belegt, die ich bereits vor zehn Jahren schrieb:

Die Hose – Von der Krise im Einzelhandel

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